Tja, das war ein witziges Rennen. Die Vorbereitung war recht bescheiden. Nachdem der ursprüngliche Challenge Ende April zum Ironman wurde, bahnte sich mehr und mehr ein riesiges Teilnehmerfeld und ein dementsprechend großes Windschattenrennen an. Ironman zieht wesentlich mehr, die Challenge-Propaganda wirkt scheinbar nicht überall. Positiv war, dass das ätzende Challenge-Lied nicht mehr gedudelt würde, dennoch konnte ich mich angesichts einer vermutlich nahezu wertlosen Radperformance nicht wirklich zum Training motivieren und rollte den Sommer lustlos umher. Erst die letzten 4 Wochen kam ich halbwegs in die Hufe.
Der Start war für 8:30h geplant, wurde jedoch aufgrund des anhaltenden Gewitters um eine halbe Stunde verschoben. Der Wellenstart hat teilweise die Situation im Wasser entschärft, allerdings nur teilweise. Nach nicht mal 300m war ich in akuter Seenot, schwamm aus dem Feld raus, hatte extreme Hitze, wollte mir die Badekappe vom Kopf reißen, musste Brust schwimmen, sah mich nach Kanus oder ähnlichem um. Keine da, okay, jede Menge Leute kamen noch von hinten, bin ich also wieder gekrault, GA1, vorsichtig. An der letzten Boje kam ich noch einmal in Bredouille, war dann aber ganz froh, dass ich nach desolater Schwimmleistung und 1:01h an Land kam. Um 5 vor 9 sah ich noch einmal aus dem Zelt raus, nach wie vor Dauerregen, aufkommender Wind, ich fror. Da ich in dem Moment das erste Mal Panik hatte das Ziel aufgrund des angekündigten Dauerregens nicht zu sehen, stopfte ich mir die schon durchnässten Socken in den Einteiler und arbeitete mir noch mein letztes Laufhemd unter den Anzug. In Seenot dachte ich dann: „Scheiße, dehydriert und dazu noch viel zu dick angezogen“, ausgerechnet gab’s auch wieder Silikonkappen, die deutlich wärmer hielten.
Aber vermutlich war es anders, 1-2 Tage nach dem Rennen registrierte ich erst die Schmerzen in meinem Gesicht, Augenhöhle/Nasenbein schmerzten, und tun das noch bis heute. Vermutlich eine Prellung, weiß nicht. Die Wellenstarts hatten die fatale Wirkung, dass man extrem viel Leute überholen muss. Wenn vorn aber kein Platz ist und 2-3 Leute direkt nebeneinander schwimmen, dann kann man da aber nicht vorbeischwimmen. Der hinter mir offensichtlich schon, während ich aufschwamm und erstmal Platz links oder rechts suchte, ging es dem netten Kollegen an meinen Füßen offensichtlich nicht schnell genug und er schwamm volles Rohr über mich drüber. Ja, das ist eine tolle Sache im Wasser, niemand behelligt einen, niemand erkennt einen, da kann man sich dann benehmen wie eine Wildsau! Dass er mir unabsichtlich den Schlag ins Gesicht verpasst habe nehme ich nicht mehr an, denn wer einen vorher festhält, taucht und voll durchzieht, der macht das mit Absicht! Lange Rede, ich denke, ich habe durch diesen Zwischenfall Panik bekommen und war gar nicht dehydriert.
Schwimmen war also Müll und klar unter meinen momentanen Möglichkeiten, nicht förderlich waren dann auch, als ich mich halbwegs wieder gefangen hatte, die vielen Ausweichmanöver.
Doping, Windschatten oder doch eher Heuchelei: Wo liegt das wahre Problem im Triathlon?
Noch weniger gebracht haben die Wellen allerdings beim Thema Windschatten. Das war mir aber vorher klar, dementsprechend fuhr ich gemütlich mit, selbstverständlich! Wer in Barcelona gemeldet war und das nicht geahnt hat, ist entweder ein Anfänger, ein Trottel oder ein Lügner! Hawaii-Quali ankündigen und das ohne Windschatten erreichen zu wollen, das geht nur mit sehr guter Vorbereitung und insbesondere sehr guter Laufverfassung. Okay, die virtuelle Hawaii-Quali war deutlich zu hoch gegriffen, aber prinzipiell war es schon die richtige Taktik, sonst wäre ich das Rennen hintendrauf wieder nur reingeschlurft mit einer 9:35h oder 9:40h. So war ich doch noch motiviert. Das Ziel, eine meiner Leistungsfähigkeit entsprechende Platzierung zu erreichen habe ich trotz mittelprächtiger Vorbereitung dennoch klar verfehlt. Auf dem Rad herrschte Einheitstempo, ich hatte nie das Gefühl irgendwie deutlich Leute zu überholen, dementsprechend war auch keine Möglichkeit Vorsprung herauszufahren. Ja, im Nachhinein hätte ich etwas mehr Druck machen können, dann hätte es zu einer neuen Radbestzeit reichen können. Aber was soll’s, später trafen wir eine Athletin, die meinte: „Ich musste beim Laufen leider aufgeben, ich bin aber trotzdem sehr zufrieden, denn ich habe eine tolle neue Radbestzeit erzielt!“ Diana meinte noch, dass sie damit wohl nicht die Einzige gewesen wäre, aber was Diana damit ausdrücken wollte, hat die nette Athletin wohl nicht gepeilt oder einfach ignoriert. Eine Ausnahme? Ach was, so dürfte der Großteil der Ironmänner ticken, sonst wären sie nicht gemeldet gewesen.
Am Ende war es dann eine 9:22h, Super, die Zeit hab ich noch nicht. Ungefähr 150. Gesamt, die schlechteste Platzierung aller Zeiten, bei eigentlich sehr zufriedenstellendem Laufen. Durch mein Knochenmarködem bin ich seit 2 Jahren doch arg eingeschränkt, aber im August konnte ich endlich mal wieder durchlaufen. Die Tage vorm Rennen humpelte ich allerdings wieder durch die Gegend, wie auch bei den letzten Ironmännern. Im Rennen hab ich es dann schon öfter gemerkt, aber 3 Tage danach habe ich dann wieder problemlos laufen können und kein KMÖ gemerkt, eine verrückte Geschichte ist das. Dennoch will ich festhalten: dass die Verletzung immer im direkten Vorfeld nochmal extrem aufbricht ist nicht psychisch bedingt, das ist real! Es gibt noch ein paar positive Anzeichen für das nächste Rennen, Ernährung z. Bsp., es wird wieder ein echter Ironman, nicht so eine spaßige Angelegenheit wie diesmal: www.ironcat.org
Nicht so spaßig war dann das Sonderangebot am anderen Tag vor Ort für 2015: 500 Euro + 6% „Service Fee“, klugerweise hat man die Anmeldung dafür direkt vorm Awards Banquet durchgeführt, denn danach hätte manch einer bei den kalten Nudeln und Reis nicht unbedingt mehr gemeldet….
nochmal von vorn: ein 2. Rennbericht